Lichtdesigner Andi Watson setzt die Spiegelwelt „Mirage Detroit“ in flirrendes Licht
Wieder einmal setzt der bekannte Lichtdesigner Andi Watson neue Maßstäbe – diesmal im künstlerischen Umfeld und bei einem seiner bisher spannendsten Projekte. Zusammen mit Doug Aitken, dem Medienkünstler aus Los Angeles, bringt er Licht in die über einhundert Jahre alte Savings Bank of Detroit und verwandelt zusammen mit der Spiegelinstallation von Doug Aitken den honorigen Raum in ein flirrendes und mitreißendes Spektakel aus Licht und Spiegelungen. Zum Einsatz kommen dabei ausschließlich Scheinwerfer von GLP.
Wie so oft spielte der Zufall bei dieser außergewöhnlichen Zusammenarbeit eine wichtige Rolle. „Ich war gerade in Detroit und arbeitete zusammen mit den Kollegen vom Library Street Collective an einer anderen Sache“, erinnert sich Andi. „Die waren gerade ganz am Anfang des Mirage Detroit Projekts, und so kam Eins zum Anderen. Schließlich schlugen Anthony und JJ vom LSC vor, ich sollte doch mal mit Doug über das Licht beim Mirage sprechen.“
Von da an war es jedoch noch ein weiter Weg. Um aus dem rund 20.000 Quadratmeter großen Gebäude ein Funken sprühendes Kaleidoskop werden zu lassen, brauchte es gefühlte Millionen Telefonkonferenzen und mehrere Monate Vorbereitungszeit. „Doug schickte mir regelmäßig Updates und Pläne, wie alles aussehen sollte. Zusammen haben wir überlegt, wie wir das Licht einsetzen können, um die Installation mit Leben zu füllen.“
Bei seinem ersten Besuch in dem Gebäude war Andi dennoch überrascht und überwältigt gleichermaßen von der Architektur der romanischen Hallen und den weißen Marmorwänden. „Unglaublich“, war sein erster Gedanke, gefolgt von Gefühlen wie „Stärke, Verlässlichkeit und Sicherheit.“ All das strahlte das Gebäude aus, aber da war noch mehr. „Über die Jahre hat aber auch vieles an dem Gebäude gelitten, aus der Verlässlichkeit wurde Zerbrechlichkeit, die Stärke wich einer gewissen Verletzlichkeit“, beschreibt er seine Eindrücke.
Von Anfang an stand für Doug und Andi fest, dass ausschließlich weißes Licht bei dieser Installation zum Einsatz kommen sollte. „Für mich ist Licht so etwas wie ein Medium und die Sprache, mit der das Gebäude und die Installation kommunizieren“, erklärt Andi Watson. „Diese Kommunikation sollte so klar wie möglich sein und nicht durch subjektiv ausgewählte Farben beeinflusst werden.“ Jedoch war diese Absicht nicht ganz ohne Probleme – denn bislang gab der Markt keine entsprechenden Scheinwerfer für Andis Ideen her. Es fehlte an der nötigen Lichtleistung oder an den Möglichkeiten, diese Lampen adäquat kontrollieren zu können. Kurz vor knapp trat jedoch GLP mit einer Lösung auf den Plan. „Ich war zu der Zeit mit Radiohead auf Tour und hatte dort jede Menge impression X4 L und impression X4 Bars dabei. Ich liebe diese Lampen. Die Kombination aus satten Farben, brillantem Weiß, einer hervorragenden Optik und die volle Kontrolle über jedes Pixel machen diese Lampen zur perfekten Wahl für eindrucksvolle Effekt und gleichermaßen auch zur Ausleuchtung einer Szene. Eigentlich perfekt für ein Projekt wie das Mirage – aber da brauchte ich keine Farben. Genau darüber habe ich mit Mark Ravenhill von GLP gesprochen und er hatte sofort die Lösung: eine Sonderserie mit kalt- und warmweißen LED für die impression X4 L, impression X4 XL und die impression X4 Bars.“
Die Installation selbst besteht aus Spiegelelementen und Naturstein und ist begehbar. Die tatsächliche Größe und Räumlichkeit der Installation wird für den Besucher durch die unzähligen Reflexionen von Gebäudeflächen, den Natursteinen und nicht zuletzt der eigenen Person erfahrbar. Zusammen mit Licht, der Illusion durch Spiegel und den unterschiedlichsten Reflexionen im Inneren des Mirage entsteht so konstante Veränderung und stetige Konversation.
Besonderer Bedeutung kommt dabei einem eigenen „Atem“ zu. Den bekommt die Installation – so Andi Watsons Idee – durch eine ganz besondere Dimmerkurve, die eigens für diese Installation von Rob Gawler programmiert wurde. „Meine Idee war es, das ganze Gebäude atmen zu lassen. Es leben zu lassen. Nicht plakativ, sondern sehr sanft, für die Besucher fast unmerklich“, erklärt er. „Rob hat das sehr feinfühlig umgesetzt, sogar medizinisch korrekt und dabei wunderschön anzusehen“, lobt Andi. „Damit hat er so etwas wie das Fundament für alle weiteren Schritte gelegt.“
Bewegungen hingegen gibt es ausschließlich im Blackout, „was bedeutet, dass wir nur die Parameter Lichtfarbe (also Warm- und Kaltweiß) sowie die Intensität einzelner LED und Helligkeit hatten, mit denen wir spielen konnten“, beschreibt Andi Watson die Herausforderung. „Rob und ich haben Nächte damit verbracht, einzelne Übergänge zwischen den beiden Weißtönen zu programmieren oder einzelne Helligkeitswerte festzulegen. Da ist nichts dem Zufall überlassen – es geht immer um die Interaktion zwischen dem Gebäude und bestimmten Emotionen, um Träume oder Hoffnungen und die Art, diese in Bewegungen oder Lichtwechsel auszudrücken.“ Er geht noch mehr ins Detail: „Durch die stetig wechselnden, häufig kaum wahrnehmbaren Lichtwechsel entstehen im Inneren der Installation ständig neue Räume, die Installation und das Gebäude treten in einen stetigen Dialog. Jede Facette davon ist einzigartig und die Zahl der unterschiedlichen Facetten ist letztlich nur davon abhängig, wie lange der Besucher im Mirage verbleibt. Egal, ob man nun eine Minute oder mehrere Stunden dort verbringt, kein Augenblick gleicht dem anderen, jeder ist für sich einzigartig.“
Der Besucher selbst wird dabei Teil der Inszenierung. „Bereits außerhalb des Mirage, wo das Licht auf die Steine und Gebäudewände trifft, entstehen Schatten, die bereits einen Einfluss auf das Erscheinungsbild haben. Innerhalb der Installation erlebt man dann vielmehr die Wirkung von fragmentierten Reflexionen, endlosen Wiederholungen der Spiegelbilder und sich selbst als ein Teil dieser Schatten, Reflexionen und des Lichtspiels. Durch die hochvergüteten Spiegel erkennt der Besucher auch nur die Reflexionen, nicht die Spiegel selbst.“
Zur Steuerung kommt eine GrandMA2 zum Einsatz, bei der die unterschiedlichen Lichtstimmungen in Cues programmiert sind, die ineinander übergeblendet werden. „Im Prinzip nutzen wir die Konsole, um alles ein- oder auszuschalten und um die unterschiedlichen Cues zeit- und datumsgenau abzuspielen.“
Alle Lichtquellen – mit Ausnahme der impression X4 L, welche die Bogenfenster im Obergeschoss beleuchteten – wurden so diskret wie möglich in der Installation untergebracht. Dabei setzten die impression X4 Bars die Marmorsäulen oder die Steine im Sockelbereich ins Licht und beleuchteten die Spiegelinstallation zudem direkt. Die impression X4 L kamen in den Rundbögen im Obergeschoss des Gebäudes und in den Raumecken zum Einsatz, die größeren impression X4 XL kamen als Downlight aus dem Dach des Silver Buildings zum Einsatz und strahlten mit engem Beam direkt in die Installation oder sorgten mit breitem Flood für flächige Reflexionen zwischen der Oberfläche der Installation und dem Gebäudedach.
Zusätzlich kamen am Eröffnungsabend weitere X4 atom für eine Performance von Jónsi – Frontmann bei Sigur Ros – zum Einsatz, später dann wurden die ultrakompakten X4 atom zur diskreten Beleuchtung des früheren Tresorraumes benutzt. Für die Performance selbst wollte Andi Watson das Gesamtdesign unbedingt bewahren. „Als ich von Jónsis Team hörte, dass sie sich für das Frontlicht kleine, kompakte Birdies vorgestellt hatten, habe ich Mark Ravenhill sofort nach einigen X4 atom gefragt. So konnte ich komplett auf LED-Basis bleiben und brauchte mich nicht um die Anpassung von Farben kümmern“, erklärt der Lichtdesigner. „Erfreulicherweise stellte uns Mark auch direkt die X4 atom zur Verfügung“, freut er sich.
Abgesehen von den Scheinwerfern wurde das restliche Material, darunter auch diverse Sonderanfertigungen und Holzarbeiten, von John Bahnick und Upstaging geliefert.
Abschließende ist sich Andi Watson sicher, dass er alle seine Ziele erreicht hat. „Beeindruckend, meditativ, eindringlich, dynamisch und stets faszinierend“, so seine Beschreibung. „Licht wird dabei zur gemeinsamen Sprache von Gebäude und Installation.“ Und er ist sich sicher, „dass dieser Erfolg nicht mit anderen Scheinwerfern zu machen wäre. Die Helligkeit und die Reinheit der Farben haben das Gebäude und die Installation zum Leben erweckt.“ Und weiter: „Das Warm- und Kaltweiß sahen einfach spektakulär auf den weißen Marmorflächen und den goldverzierten Deckenteilen aus. Fast, als wären der gesamte Raum und die Installation selbst aus Silber und Gold. Durch die Möglichkeit, auch noch jede Zelle, jede LED in den Scheinwerfern einzeln anzusteuern, konnte einzigartige Effekte entstehen lassen. Von simpel bis komplex, von dynamisch bis sanft, die ganze Bandbreite. Mal sah es aus, als würde ein Windhauch durch das Gebäude ziehen, leichte Wellen ein Meer kräuseln, und dann wieder findet man sich inmitten eines Tornados. Einfach wunderbar.“